Anonymous (Shijing)
氓之蚩蚩,抱布貿絲。 匪來貿絲,來即我謀。 送子涉淇,至于頓丘。 匪我愆期,子無良媒。 將子無怒,秋以為期。 乘彼垝垣,以望復關。 不見復關,泣涕漣漣。 既見復關,載笑載言。 爾卜爾筮,體無咎言。 以爾車來,以我賄遷。 桑之未落,其葉沃若。 于嗟鳩兮,無食桑葚。 于嗟女兮,無與士耽。 士之耽兮,猶可說也。 女之耽兮,不可說也。 桑之落矣,其黃而隕。 自我徂爾,三歲食貧。 淇水湯湯,漸車帷裳。 女也不爽,士貳其行。 士也罔極,二三其德。 三歲為婦,靡室勞矣。 夙興夜寐,靡有朝矣。 言既遂矣,至于暴矣。 兄弟不知,咥其笑矣。 靜言思之,躬自悼矣。 及爾偕老,老使我怨。 淇則有岸,隰則有泮。 緫角之宴,言笑晏晏。 信誓旦旦,不思其反。 反是不思,亦已焉哉。
Gestörtes Lebensglück Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 49f.
— in: Jolowicz, Heinrich (ed.). Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 15.
Mit dir zu altern hofft' ich In Lust und Einigkeit; Nun hüllst du mich in Kummer, Ach, vor der Zeit. Auf der Gemüther Eintracht Gebaut war unser Glück; Die Güter wuchsen wie Kräuter Durch Thau und Sonnenblick. Es zog im rechten Bette Der Strom ins Thal hinab, Das ihn mit grünen Büschen, Mit Wiesen sanft umgab. Der Strom ist ausgetreten; Die Wiesen sind versumpft; Bei Unfried' ist die Blume Der Liebe eingeschrumpft. Wo ist ein Arzt so weise, Und heilt das kranke Glück? Wer führt zum alten Gleise Der Eintracht uns zurück?
Die fallenden Blätter Ernst Meier (1813–1866)
— in: Meier, Ernst. Morgenländische Anthologie. Klassische Dichtungen aus der sinesischen, indischen, persischen und hebräischen Literatur. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1875. p. 32.
Eh' die Maulbeerblätter fallen, Sind sie lieblich anzuschauen. Gelber Vogel, o enthalt' dich, Von der Maulbeerfrucht zu essen! Weib, o hüte dich, zu leben Zu vertraut mit einem Mann! Sinkt ein Mann, er kann sich heben Doch ein Weib erhebt sich nimmer.
Die fallenden Blätter Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 73.
— in: Wille, Bruno. Die Weltdichter fremder Zungen und Schätze aus ihren Werken in deutscher Nachdichtung. Von den Veden bis Tolstoi.. Berlin: Märkische Verlagsanstalt, 1911. p. 67.
Eh die Maulbeerblätter fallen, Sind sie lieblich bunt zu schaun; Wenn sie streben zu gefallen, Sind dem Falle nah die Fraun. Wenn von ihrem Stiel die Blätter In den Staub gefallen sind, Wäschet sie kein Regenwetter, Glättet sie kein Frühlingswind. Wenn gestrauchelt ist ein Mann, Mag er wieder sich erheben; Dem gefallnen Weibe kann Nichts die Reinheit wieder geben.
Gestörtes Lebensglück Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 75.
Mit dir hofft' ich zu alten In Lust und Einigkeit; Du legst mich in die Falten Des Kummers vor der Zeit. Auf Eintracht der Gemüther War unser Glück gebaut, Da wuchsen rings die Güter Wie Kräuter wenn es thaut. Es zog im rechten Gleise Der Strom sein Thal hinab, Das ihn nach stiller Weise Mit grünem Schmuck umgab. Der Strom ist überschwollen, Die Wiesen sind versumpft; Wie schnell ist unser Grollen Der Liebe Kraut verdumpft! Wo ist ein Arzt der rette Das todeskranke Glück? Wer bringt in's alte Bette Der Eintracht uns zurück?